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Kapitel über die


Fazenda São Pedro

aus dem Buch

Parahybuna


von

João Netto Caldeira  (1933)


[In der Übersetzung haben wir versucht,
den schwülstigen Stil der damaligen Zeit beizubehalten
]

 

Beinahe am äußersten Ende des Munizips [Landkreises] Parahybuna in Richtung Santa Branca finden wir die Fazenda São Pedro, einen erstkassig gehaltenen Besitz, der, ohne Schmeicheleien, zu den besten der Gegend gehört.

Sie gehört den Erben des seeligen Herrn João Sant'Anna Filho und wird von dem jungen angesehenen und vornehmen Herrn João Baptista Sant'Anna verwaltet.

Faz.S.Pedro in der Feder von Tom MaiaDas Wohnhaus der Fazenda São Pedro weist alle Annehmlichkeiten auf: große, saubere, gut gelüftete Räume, sanitäre Einrichtungen usw. Es wird allgemein als das beste Fazendenhaus des Munizips bezeichnet.

Die Gesamtgröße des Gutes ist 1.000 alqueires [1 alq.= 24.400m2]. Besonders hervorheben müssen wir, dass trotz der Größe die Erde voll und ganz vorzüglich ist. Im Allgemeinen haben große Landstriche bessere und schlechtere Teile, was aber nicht der Fall der Fazenda São Pedro ist: Das Land ist durchweg erstklassisch.

Die Kaffeepflanzung umfasst dreissigtausend Stöcke in Produktion. Beim Durchschreiten dieses Teiles des Besitzes überkommt uns echte Begeisterung beim Anblick der majestätischen Kaffeesträucher, deren Zweige sich unter dem Gewicht der Früchte biegen.

Der im Großen betriebene Anbau von Getreide stellt einen wesentlichen Teil der Aktivitäten auf der Fazenda São Pedro dar. Herr João Baptista Sant' Anna, obwohl noch sehr jung, hat die nötige Umsicht, die besten und modernsten Metoden anzuwenden. So ist der Anblick der zahlreichen Mais- und Bohnenfelder herrlich.

Zum Reinigen des Kaffees gibt es die notwendien Vorrichtungen, von den bestens nivellierten und mit Platten belegten Terreiros [Trockenplätzen] bis zu den massiv gebauten Waschvorrichtungen.

Die Schälmaschine läßt nichts zu wünschen übrig. Es ist eine verbesserte Lidgerwood, die am Tag 150 Arrobas [1 Arroba = 15 kg] verlesenen Kaffee verarbeitet. Diese Maschinerie, die voll den Ansprüchen genügt, wird durch Wasserkraft angetrieben.

Die Fazenda São Pedro ist 14 Kilometer von Parahybuna entfernt, verfrachtet jedoch über den Bahnhof von Jacarehy, 30 km entfernt; dafür werden Ochsenkarren, Lastkraftwagen und Eselkarren benützt.

Eine Spezialität dieses großen Besitzes ist die Herstellung vum Zuckerrohrschnaps. Dem Ruf, den dieses Produkt genießt, wenn es aus der Gegend Parahybuna-Santa Branca stammt, müssen wir hinzufügen, dass es seinen charakteristischen Geschmack dem gut gepflanzten Rohstoff verdankt. In besonderen Methoden, Folge langer Erfahrung und eigenen Forschungen, zeigt sich die Genauigkeit des Herstellers.

Die Anlagen zur Fabrikation von Zuckerrohrschnaps sind mustergültig mit Mühle, Destille, Lagerfässern und anderem Zubehör. Die Zuckerrohrfelder umfassen 600 'quadras'.

Die industrielle Abteilung wird durch die Maniokmehlfabrik vervollständigt, die bis zu 15 alqueiren am Tage verarbeiten kann. Hier arbeiten kompetente Angestellte.

Nachdem wir von dem landwirtschaftlichen und dem industrielle Teil der Fazenda berichtet haben, wollen wir uns der Viehzucht zuwenden, bei der Herr João Baptista Sant' Anna genauso sorgfältig arbeitet wie bei den anderen.

Die Viehweiden mit 96 alqueiren sind mit besten Gräsern bepflanzt und dienen den 30 Zugochsen und den Arbeitspferden, sowie der Schweinezucht mit 250 Stück.

500 alq. Urwald gibt es. Es fehlen uns die Worte, die Großartigkeit und dieMächtigkeit dieses Teiles der Fazenda zu beschreiben. Jahrhundertalte Bäume bezeugen den unermesslichen Reichtum, den die Natur hier gehortet hat.

Für die verschiedenen landwirtschaftlichen Aufgaben sind Knechte und 40 Landarbeiterfamilien angestellt, die in 45 festen, geräumigen, wenn auch einfachen Häusern wohnen.

Wenige Landbesitztümer können über so reichlich Wasser verfügen wie die Fazenda São Pedro. Es reicht zu betonen, dass es neben dem Parahyba-Fluss zahlreiche gute Quellen gibt. Im Haupthaus gibt es eine Wasserleitung.

Fazendakapelle in der Zeichnung eines Besuchers aus Deutschland

Der Obstgarten ist klein und nur auf den Bedarf des Hauses abgestimmt. Hier gibt es Apfelsinen, Weintrauben, Bananen und andere ausgewählte Früchte.

Dank der zahlreichen Mitarbeiter hat Herr João Baptista Sant' Anna eine Hammermühle für Maismehl eingerichtet.

Kirchlich gesinnt und gütig, haben die Besitzer eine hübsche Kapelle errichtet, die Sankt Peter, dem Schutzheiligen der Fazenda geweiht ist.
[NB. Hier irrte der Autor. Das Kirchlein ist nicht von der Familie Sant'Anna, sondern schon1870 erbaut worden, wie eine Inschrift beweist. Schon vorher dürfte sich eine Kapelle innerhalb des Wohnhauses befunden haben, wie es seinerzeit allgemein üblich war.]

Mit derselben Gründlichkeit, die der werte Leser schon anderweitig bemerkt hat, wurde auch das Problem der Beleuchtung gelöst. Der elektrische Strom wird innerhalb des Besitzes erzeugt.

Zwei Speicher, Garage, Pferde- und Schweineställe, Curral und Scheune runden den Hof der Fazenda São Pedro ab.

São Paulo, den 8. Januar 1933
Organisação Cruzeiro do Sul   João Netto Caldeira